Von Filtern zu Fakten: Warum ein Personal Trainer besser ist als Instagram #48

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In der heutigen Zeit, in der Social Media und insbesondere Plattformen wie Instagram unser Verständnis von Fitness und Gesundheit prägen, stehe ich als Personal Trainer oft vor einer besonderen Herausforderung. Immer wieder kommen meine Kunden mit Fragen zu mir, die von den neuesten Instagram-Trends inspiriert sind: “Ist diese Übung, die ich gesehen habe, wirklich effektiver für den Muskelaufbau?” oder “Wie lange dauert es, bis ich aussehe wie Fitnessmodel XY?” Diese Fragen sind nicht nur ein Zeichen der Zeit, sondern auch ein Indikator dafür, wie sehr die öffentliche Wahrnehmung von Fitness von Social Media beeinflusst wird. 

Deshalb habe ich mich entschieden, mit diesem Blogpost einige der populärsten Mythen und Missverständnisse aufzuklären. Willkommen zu einem Faktencheck, der Dir helfen wird, die Spreu vom Weizen zu trennen und Ihre Fitnessziele auf einer soliden Grundlage zu erreichen.

Warum ist das Thema wichtig?

Es ist generell wichtig, Informationen aus dem Internet kritisch zu betrachten, besonders in einer Ära, in der KI-Technologie Bilder und Videos nahezu perfekt manipulieren kann. Wenn es um Gesundheit und Fitness geht, ist Skepsis unerlässlich. Fast alle Bilder von Fitnessmodels und Influencern sind bearbeitet, denn natürlich möchte jeder sich von seiner besten Seite zeigen. Viele Menschen glauben, dass diese Influencer wirklich so aussehen, wie sie sich in ihren bearbeiteten Bildern präsentieren. Aber die Wahrheit ist: Niemand ist perfekt, nicht einmal Supermodels, die die teuerste Bildbearbeitung erhalten. 

Ich habe selbst einige sehr bekannte Models trainiert. Waren sie grossartig und schön? Absolut! Aber hatten sie auch Makel wie unreine Haut, Dellen und manchmal ein geringes Selbstwertgefühl? Ja, das ist die Realität. Und das ist völlig in Ordnung! Wir alle haben Unsicherheiten und sind manchmal unzufrieden mit unserem Aussehen, dabei übersehen wir oft das Wesentliche: unsere körperliche und mentale Gesundheit. Beides sind Aspekte, die wir aktiv verbessern können.

In der Welt von Instagram, TikTok und anderen Social-Media-Plattformen ist es zwar gut, ein Vorbild für Motivation zu haben, aber auch dieses Vorbild sollte kritisch betrachtet werden. Eine Studie aus dem Jahr 2022 zeigt, dass jährlich 3 bis 4 Millionen Amerikaner zu Steroiden greifen. In Deutschland sind es etwa 400-700 Tausend, und in der Schweiz haben schätzungsweise bereits 200.000 Menschen in ihrem Leben Steroide konsumiert – Tendenz steigend. 

Die Wahrscheinlichkeit, dass eines deiner Vorbilder Steroide verwendet, ist also recht hoch. Was bedeutet das für uns? Wir können nie sicher sein, was hinter einem Instagram-Bild steckt: Wie hart und lange diese Person dafür trainiert hat, wie viel davon mithilfe von Steroiden erreicht wurde oder wie stark das Bild bearbeitet ist. Es ist wichtig, eine gewisse Distanz zu diesen Bildern zu wahren. Das bedeutet nicht, dass alles „Fake“

 ist. Hinter jedem Traumkörper steckt harte Arbeit, und niemand sieht über Nacht so aus.

Häufige Mythen und Missverständnisse

Transformations-Bilder

Transformations-Bilder sind auf Instagram allgegenwärtig und oft mit erstaunlichen Zeitspannen versehen. Was viele jedoch nicht wissen: Diese Zeitspannen sind häufig kürzer angegeben, als sie in Wirklichkeit waren. Statt der behaupteten 3 Monate hat die Person vielleicht tatsächlich 5-6 Monate gebraucht, um so auszusehen. Dies erzeugt eine verzerrte Vorstellung davon, was man in welchem Zeitraum erreichen kann.

Eine echte Transformation ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Sie erfordert Geduld, die strikte Einhaltung von Diätvorgaben und einen vollständigen Verzicht auf Alkohol. Gerade der letzte Punkt fällt vielen schwer, ist jedoch entscheidend für den Erfolg einer Transformation. Es ist wichtig, realistische Erwartungen zu setzen und sich bewusst zu sein, dass hinter den beeindruckenden Bildern oft mehr steckt, als auf den ersten Blick ersichtlich ist.

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Work-out Programme und Videos

Work-out Programme und Videos sind heutzutage überall zu finden, oft präsentiert von makellos aussehenden und durchtrainierten Influencern. Die Botschaft ist klar: “Folge diesem Plan oder diesem Video, und Du wirst genauso aussehen wie ich!” – natürlich alles in einem Video, das mit Werbung gespickt ist. Schliesslich müssen diese Fitness-Influencer ja ihre Dubai-Urlaube finanzieren, um uns dann die “besten und effektivsten” Übungen zu präsentieren. 

Aber hier kommen wir zum Kern des Problems: Oft sind es nicht diese spektakulären, neu erfundenen Übungen, die zu den beeindruckenden Körpern geführt haben. Stattdessen sind es die “langweiligen” Grundübungen wie Kniebeugen (Squats), Kreuzheben (Deadlifts), Bankdrücken (Bench Press) und Schulterdrücken (Overhead Press), die die wirkliche Arbeit leisten. Diese Grundlagen sind vielleicht nicht so “Instagrammable”, aber sie sind effektiv.

Trainingspläne sollten individuell gestaltet und nicht einfach kopiert werden. Faktoren wie Alter, Gewicht, Ernährung, Schlaf, Erholung und Stress- sowie Aktivitätslevel spielen eine entscheidende Rolle. Ich erinnere mich an meine Anfangszeiten, als ich selbst einen solchen Plan gekauft habe. Im Nachhinein war dieser Plan für einen Anfänger wie mich völlig ungeeignet und nicht auf meine Bedürfnisse zugeschnitten. Mein Tipp: Sucht Euch einen qualifizierten Personal Trainer, der einen auf Euch zugeschnittenen Plan erstellt und idealerweise die erste Trainingseinheit mit Euch durchführt. So stellt ihr sicher, dass ihr nicht nur Eure Zeit, sondern auch Eure Energie effizient investiert.

Posen, Licht und Filter

Posen, Licht und Instagram-Filter spielen eine immense Rolle in der Welt der Fitness-Influencer. Ein gutes Foto steht und fällt oft mit der richtigen Pose. In der optimalen Position können kleine Speckrollen verschwinden oder der Po voller und runder wirken. Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich in Szene zu setzen und das Beste aus einem Foto herauszuholen. 

Dazu kommen dann noch die zahlreichen Bildbearbeitungsprogramme, die Hautunreinheiten glätten und andere Makel entfernen können. Wenn ein Bild zu perfekt aussieht, kannst Du fast sicher sein, dass es bearbeitet wurde. Ein wenig Bildbearbeitung ist völlig normal und akzeptabel, solange man es nicht übertreibt. Ich selbst habe kürzlich ein Foto von mir bearbeitet, weil mein Shirt voller Falten war und ich es so nicht posten wollte. Und dann ist da noch das Thema Sixpack: Mit dem richtigen Filter kann selbst ein durchschnittlich trainierter Bauch beeindruckend aussehen.

Fitness Influencer und die Bro Science

Bro Science” ist ein umgangssprachlicher Begriff, der oft im Kontext von Fitness und Bodybuilding verwendet wird. Er bezeichnet Informationen oder “Weisheiten”, die auf persönlichen Erfahrungen, Hörensagen oder Anekdoten basieren, anstatt auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen. Obwohl “Bro Science” manchmal nützliche Tipps oder Ratschläge enthalten kann, ist sie in der Regel nicht durch wissenschaftliche Studien oder Forschung untermauert.

Beispiele für Bro Science:

  1. “Mehr Protein = Mehr Muskeln”: Obwohl Protein für den Muskelaufbau wichtig ist, gibt es eine Obergrenze für die Menge an Protein, die der Körper effektiv nutzen kann.

  2. “Isolationsübungen sind besser für die Definition”: Viele glauben, dass Isolationsübungen wie Bizeps-Curls besser für die Muskeldefinition sind als zusammengesetzte Übungen wie Kniebeugen oder Kreuzheben. In Wahrheit hängt die Muskeldefinition von einer Kombination aus Muskelaufbau und niedrigem Körperfettanteil ab.

  3. “Cardio tötet die Gains”: Die Vorstellung, dass Ausdauertraining den Muskelaufbau negativ beeinflusst, ist weitverbreitet, aber nicht unbedingt wahr. In Massen kann Cardio sogar die Muskelerholung fördern und die allgemeine Fitness verbessern.

  4. “Du musst das Muskelversagen erreichen”: Obwohl das Trainieren bis zum Muskelversagen für erfahrene Athleten in bestimmten Phasen sinnvoll sein kann, ist es nicht unbedingt erforderlich für den Muskelaufbau und kann bei Anfängern zu Übertraining und Verletzungen führen.

  5. “Nahrungsergänzungsmittel sind notwendig für den Muskelaufbau”: Viele denken, dass sie ohne Nahrungsergänzungsmittel wie Proteinshakes oder Pre-Workout-Supplements keine Fortschritte machen können. In Wirklichkeit kann eine ausgewogene Ernährung oft alle notwendigen Nährstoffe liefern.

Warum ist Bro Science problematisch?

  1. Fehlinformation: Die Verbreitung von Bro Science kann zu Fehlinformationen führen, die im schlimmsten Fall gesundheitsschädlich sein können.

  2. Übertraining und Verletzungsrisiko: Einige “Bro Science”-Ratschläge können zu Übertraining oder einem erhöhten Verletzungsrisiko führen.

  3. Unrealistische Erwartungen: Bro Science kann unrealistische Erwartungen an Training und Ernährung setzen, die zu Enttäuschungen und dem Abbruch des Trainings führen können.

  4. Finanzielle Auswirkungen: Die Betonung der Bedeutung von Nahrungsergänzungsmitteln und speziellen “Wunderübungen” kann Menschen dazu verleiten, unnötig Geld auszugeben.

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Ultimate Fazit

Anstatt stundenlang durch die sozialen Medien zu scrollen und dich von einer Flut an Informationen und Trends überwältigen zu lassen, solltest du dich besser an einen qualifizierten Personal Trainer mit Erfahrung wenden. Damit sparst du nicht nur Zeit, sondern vermeidest auch das Risiko, dich mit Halbwissen und Mythen herumschlagen zu müssen. Denk immer daran: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. 

In der Welt der Fitness und Ernährung gibt es keine Einheitslösung, die für jeden passt. Jeder hat sein eigenes Tempo, sowohl im Training als auch in der Diät. Lass dich nicht von extremen Sprüchen wie “Mehr ist Mehr” oder “No Pain, No Gain” in die Irre führen. Diese Maximen sind nicht nur irreführend, sondern können auch gefährlich sein, wenn sie ohne Kontext oder individuelle Anpassung angewendet werden. Ein erfahrener Personal Trainer kann dir dabei helfen, einen Plan zu entwickeln, der wirklich zu dir passt und dich auf dem Weg zu deinem persönlichen Ziel optimal unterstützt.